Der erste Anruf
Bohnenstroh hat sich gut vorbereitet auf die Arbeit, die sie heute und in den nächsten drei Monaten erledigen muss. Sie hat alles optimiert und nun glaubt sie, es dürfte alles absolut gut laufen.
"Alles habe ich bedacht, nichts vergessen", denkt Bohnenstroh stolz.
Schon klingelt das neue, noch nie benutzte Telefon. Als sie den Hörer von der Gabel nimmt und den Satz aufsagt den man ihr eingetrichtert hat, freut sie sich auf die Anfrage, die da kommen mag.
"Parlez-vous français?" quäkt eine Männerstimme aus dem Apparat.
Die Freude ist sofort verflogen. Der einzige Satz, den sie richtig gut in dieser Sprache spricht ist "Oui, un peu" (ja, ein bisschen) und so antwortet sie auch sofort in der Hoffnung, dass der andere merke, dass Bohnenstroh wirklich nur ein bisschen Französisch spricht.
Monsieur Französischsprachige Schweiz bemerkt es wohl, doch kümmert ihn das nicht und plappert fröhlich auf Bohnenstroh ein.
"Was mag er wohl wollen?" fragt sich Bohnenstroh.
Sie krallt ihre letzten par französischen Brocken zusammen und gibt Franzmann zu verstehen, dass sie ihn nicht versteht.
"Je ne vous comprends pas, Madame", heisst es zurück.
Er versteht sie offensichtlich auch nicht.
"So schlecht ist doch mein Französisch gar nicht", denkt sich Bohnenstroh und versucht es weiter. Nach etlichen Brocken ausgetauschten Französischs hängt der Kunde auf. Puh, das ist überstanden. Aber nur solange bis MZ in ihr Büro kommt und sagt sie hätte Franzmann am Telefon, er hätte mit Bohnenstroh gesprochen, aber sie nicht verstanden.
MZ ist eine sehr hilfsbereite Person und bietet Bohnenstroh Übersetzungsdienste an. "Wie nett", denkt Bohnenstroh "ich habe ihm doch alles erklärt, er war nur zu dämlich es zu verstehen"
Aber Bohnenstroh nimmt MZ's Hilfe an. Schliesslich will sie ja nicht unhöflich sein. Sie ist ja erst seit kurzem hier. Nach einer halben Stunde haben sie Monsieur Franzmann alles erklärt, was er wissen musste.
Bohnenstroh darf jetzt auf den nächsten Anruf warten. Ist das die Aufgabe eines Einkäufers bei einer Bank? Nicht jetzt schon ungeduldig sein Bohnenstroh, bald ergibt sich bessere Arbeit. Nur komisch, dass Sie vom gelernten Beruf so wenig einsetzen darf. Drei Monate Telefondienst kommen ihr doch sehr eigenartig vor.
Bohnenstroh ist erstaunt.

Kommentieren